Auf dieser Seite sehen Sie die Eindrücke der Ausstellung von
Peter Zaumseil zu seinem 60igsten Geburtstag in unserer Galerie


Unten aufgeführt finden Sie die Einführungsrede von Andrea Brandk
Begrüßung: Bernhard Weber

Vita von Peter Zaumseil
1955 in Greiz geboren, Schule, Metalllehre

1979 -1981 Spezialschule Malerei und Graphik bei Ulrich Kafka in Rudolstadt

1984 -1998 Lehrgänge für Malerei in Leipzig bei Günther-Albert Schulz und Wolfram Ebersbach

1987 -1989 Mitglied der Förderklasse Malerei / Graphik in Gera

Seit 1988 Beschäftigung mit dem Holzschnitt und hier besonders mit der Technik der verlorenen Form bei Farbholzschnitten.

1994 Gründung des Kleinstverlages "Dreier Press" , anfangs mit Michael Hofmann aus Dresden und Konrad Schmid aus Hartkirchen. Zahlreiche, gemeinsame Buchprojekte als Holzschnitt ? Künstlerbücher, weitergeführt von Peter Zaumseil als Eigenverlag: vielfältige Künstlerbücher, u. a. zu Texten von verschiedenen Autoren. Förder- und Kunstpreise 1981 Förderpreis Graphikausstellung Karl-Marx-Stadt

1992 Kunstpreis des Kunstkreises Marbach

2003 "Christoph Graupner Kunstpreis" des Landkreises Zwickauer Land.

Ausstellung: Holzschnitte / Farbholzschnitte, Acryl- und Ölgemälde auf Leinwand, Mappenwerke, Künstlerbücher und Kataloge, Skulpturen in Holz, Keramik und Porzellan.

Einführung: MA Andrea Brandl, Kunsthalle Schweinfurt Liebe Kunstfreunde, lieber Peter Zaumseil, auch von meiner Seite erst einmal herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag. Im trefflichen Einführungstext von Dr. Bernhard Weber im Einladungsflyer ist zu lesen, dass Peter Zaumseil sich den unterschiedlichsten Ausdruckformen wie der Malerei, der Grafik, sogar der Skulptur widmet und sich als "schauender Weltreisender" in Stadt und Land versteht. Der Maler, Grafiker und Buchillustrator Peter Zaumseil ist als "humorvoller Holzbotschafter" aus Elsterberg / Sachsen betitelt worden, der seine Botschaften bisweilen mit der Kettensäge aus dem Material holt. Peter Zaumseils besondere Liebe gilt dem Farbholzschnitt, eine in der zeitge-nössichen Kunst eher selten anzutreffende Ausdrucksform.
(... )

Zur Technik des Holzschnittes einige Worte: & Er wird im Gegensatz zum Tiefdruck (radierung) als Hochdruck bezeichnet. Beim Holzschnitt wird die aufgebrachte Zeichnung aus der Holzplatte herausgeschnitten. & Der Holzstock wird mit einer Presse (oder auch als Handabzug, d. R.) auf das Papier abgedruckt; sind die Platten verschieden eingefärbt entstehen die Farbholzschnitte. Und Peter Zaumseil ist ein wahrer Könner darin.
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Peter Zaumseil, der sich nach seiner künstlerischen Ausbildung schon seit 1988 mit Farbholzschnitten beschäftigt, bevorzugt kontrastreiche Farbkompositionen.
Sein Interesse gilt vorrangig der Figur und der Landschaft ? ergänzt werden diese Grundthemen durch biblisch-mythologische Themen oder Sagen, wie etwa den Illustrationen zu den
Nibelungen.
(...)

Der Künstler gewährt hier in der Ausstellung einen Einblick in sein gesamtes vielschichtiges Werk seit den 1990er Jahren.
"Ich bin´s, die Landschaft" , hat es Wolfgang Schreiner im Katalog von 2005 treffend auf den Punkt gebracht, weil dieser plakative Ausspruch zwei charakteristische Aspekte im Schaffen von
Peter Zaumseil ausdrückt. Zum einen ist es die verinnerlichte und spürbare Natur, die dargestellt wird, zum anderen tritt sie uns unmittelbar durch ihre wunderbare Farbigkeit und
expressionistische Reduktion entgegen. Im großen wie im kleinen Format ist die Landschaft auf das Wesentliche reduziert und klar gegliedert: sie besteht eigentlich "nur" aus flächig
angelegten Feldern, Wiesen oder Wäldern im Vordergrund, einer meist noch deutlich abgesetzten Horizontlinie und einer weiten Himmelszone.
In diese Kulisse inszeniert Peter Zaumseil fast figürlich wirkende Elemente wie Weiden, Pappeln oder Birken, die wie Protagonisten auf einer Bühne agieren.
Die charakteristische Farbwahl erinnert mich in ihrer kontrastreichen und dabei sich gegenseitig steigernden Palette (z.B. Grün/Gelb, Grün/Rot) an die Vertreter der Künstlergruppe Fauves
und hier speziell an Henri Matisse. Die feinen Farbnuancierungen, etwa das mehrfach abgestufte Grün der Blätter eines Birkenwaldes oder der "nasse" Farbverlauf zerzauster Wolkenbündel,
geben den Blättern eine unglaubliche Tiefe, wie sie sonst eigentlich nur in der Malerei erzeugt werden kann. Peter Zaumseil gelingt es außerdem meisterhaft, in seinen Blättern besondere
Stimmungen einzufangen: man scheint den aufbrausenden Wind des nahenden Sommergewitters zu hören und fühlen zu können. Bei den Nillandschaften spürt der Betrachter im leuchtenden
Farbspektrum und gleißenden Licht die große Hitze, die über dem ägyptischen Land liegt.
(...)

Peter Zaumseil ist zugleich Autor einer Reihe von herausragenden Künstler-büchern.
Ich möchte an den hier vor 10 Jahren ausgestellten Nibelungenzyklus "Siegfried" erinnern, der 2005 in einer sehr kleinen Auflage von 16 Stück erschienen ist. Jedes Blatt ist ein Meisterwerk.
Oder an das Mondbuch. (Beide Werke sind in der Ausstellung und auch Einzelblätter daraus. D. R.) Die intime Spannung der "übrigens menschenleeren" Landschaften und
Häuserarchitekturen ist auch in den Figurenbildern deutlich zu spüren: Sei es bei den Liebespaaren, die eigentlich zärtlich-kraftvoll ineinander verrenkt zu einer einzigen verschmelzen.
Oft entziehen sich die Frauen - zwei treffende Beispiele im Einladungsflyer betitelt nach einem Sessel, auf dem sie sich lasziv räkeln - durch die Verschattung ihrer Physiognomie einer allzu
starken Annäherung durch den Betrachter. Sie wollen ungestört bleiben und somit geheimnisvoll. Die Figuren sind durchwegs elegant überlängt und stark bewegt, dabei auch in der Reduktion
"manche sind nicht mehr als bewegte Linie" ausgesprochen narrativ.

Malerei: auch die gemalten Landschaften tragen deutlich die Handschrift des Grafikers. "Was allerdings für sämtliche Landschaften von Peter Zaumseil zutrifft", so Wolfgang Schreiner,
"ist der ungehemmte Einsatz von Farbe. Da gibt es keine verarmten Bilder, die auf mehr Mut des Malers hoffen. Peter Zaumseil hat den Mut und das Können, Farbe einzusetzen.
Mit dieser Maltechnik macht er seine Landschaften zu Mahnwachen für verlorene und zu schützende Kulturlandschaften."

Es sind durchwegs selbst erlebte Landschaften, persönliche Erinnerungsstücke mit seinem charakteristischen, weiten Horizont, so zum Beispiel in den breitformatigen vier Jahreszeiten, und
einem gewaltigen Himmel als Stimmungsträger, bei dem wir uns an die Maler der Romantik oder an William Turner erinnert fühlen oder in seiner Dramaturgie von Hell-Dunkel-Kontrasten und
naturfernen Farbigkeit an Landschaften des Norwegers Edvard Munch. Lieber Peter Zaumseil vielen Dank an Sie für dieses wunderbare Geburtstagsgeschenk an uns!



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